Mikrokredite in der Kritik

 

Die Zinsen für Mikrokredite sind sehr hoch (dies liegt am hohen Verwaltungsaufwand) und es wird ein Geschäft mit den Ärmsten der Armen gemacht!

Dies trifft sicherlich zu für Banken oder große Organisationen, die Mikrokredite vergeben und dabei Profit machen. Und es ist moralisch eigentlich nicht zu vertreten, die Ärmsten der Armen auf diese Weise noch ärmer zu machen und auszubeuten.
Eine Frau, die von uns einen Mikrokredit erhalten hat, hat uns von ihrer Erfahrung mit einer lokalen Mikrokreditbank erzählt: Trotz ihrer Armut hatte sie die Chance, einen kleinen Kredit zu erhalten. Dabei hat sie allerdings die Höhe der Zinsen nicht berücksichtigt. Sie waren ja auch nur mit 5% angegeben, was sich erstmal nicht hoch anhört. Aber die Zinsen mussten wöchentlich bezahlt werden. D.h. bei ihrem Betrag von umgerechnet 50 € musste sie pro Woche 2,50 € Zinsen bezahlen. 10 € pro Monat. Die Laufzeit betrug ca. 8 Monate. D.h. hätte sie es geschafft, den Kredit zurückzubezahlen, wären dies insgesamt 130 € gewesen. Dies ist fast das dreifache von dem, was sie sich geliehen hat. Sie ist aber leider gescheitert und konnte die Zinsen nicht bezahlen. Die Folge war, dass sie ihre einzige Ziege an die Bank verloren hat und somit noch ärmer dastand als zuvor. Solche miesen Geschäfte sind ethisch nicht vertretbar.
Allerdings gibt es viele kleine Organisationen (wie z.B. Kwizera), die Kredite mit sehr niedrigem Zins vergeben und keinen Gewinn daraus erzielen. Im Falle von Kwizera wird der Zins nur verlangt, weil erfahrungsgemäß die Rückzahlungsmoral besser ist, wenn eine Zinsforderung besteht. Allerdings geht der zurückbezahlte Zinsbetrag zu 100% an die Frauen zurück. Wir verwalten das Geld lediglich eine bestimmte Zeit, bis die Frauen z.B. eine Investition geplant haben, für die sie die gesparten Zinsen verwenden möchten.

 

Mikrokredite erreichen gar nicht die Allerärmsten, sondern eher die untere Mittelschicht.

Auch dies trifft sicherlich zum Teil zu bei den großen Organisationen. Es gibt auch Internetportale, in denen man sich registrieren kann, wenn man einen Mikrokredit möchte. Dafür sind die Voraussetzungen allerdings, dass man Zugang zum Internet hat, sich damit auskennt und schreiben und lesen kann. Auf diese Weise werden natürlich nicht die Allerärmsten erreicht.
Kwizera (und viele andere kleine Organisationen) legt großen Wert darauf, dass die unterste Bevölkerungsschicht, die überwiegend in sehr ländlicher Umgebung ohne Strom und fließend Wasser lebt, Zielgruppe der Mikrokredit ist. Die Studenten, die das Projekt vor Ort betreuen, wählen die Frauen entsprechend ihrem Lebensstandard aus. Durch die vielfältigen anderen Projekte von RVCP sind den Studenten die Lebensumstände der Familien gut bekannt. Dadurch, dass die Mikrokredite direkt durch die Studenten vor Ort bei den Familien vergeben werden, können wir sicherstellen, dass auch wirklich diejenigen einen Kredit erhalten, die ihn am dringendsten brauchen.


Mikrokredite treiben arme Bauern in Selbstmord!

Angeblich haben in Indien einige Frauen Selbstmord begangen, nachdem sie einen Kredit nicht zurückbezahlen konnten. Verantwortlich gemacht dafür wurden die „Geldhaie", die viel zu hohe Zinsen für die Mikrokredite verlangt haben. Und gleichzeitig wurde gefordert, dass gesetzlich bessere Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Allerdings ist der Zusammenhang mit den Mikrokrediten sehr umstritten und nicht bewiesen, da indische Frauen häufig sehr viele Probleme haben und Selbstmorde auch häufig ohne Verbindung zu Mikrokrediten auftreten.
Wir legen sehr großen Wert auf faire Kredite mit niedrigen Zinsen. Und unsere Arbeit nicht gewinnorientiert, sondern darauf abgezielt, zu helfen. Gewisse Bedingungen müssen vorhanden sein, dass das System funktioniert. Daher bekommen auch nie alle Frauen einer Gruppe gleichzeitig einen Kredit. Aber wir gestalten die Kreditrückzahlung flexibel. Die Frauen können zusammen mit den Studenten selbst die Höhe ihrer monatlichen Raten bestimmen je nachdem wie hoch ihr Gewinn ist. Wenn sie merken, dass die Raten zu hoch sind, können sie jederzeit die Raten verringern und die Laufzeit verlängern. Wichtig ist uns nicht in erster Linie, dass der Kredit zurückgezahlt wird, sondern dass der Kredit den Frauen zu einem besseren Lebensstandard verhilft. Und wenn wir das erreichen wollen, müssen wir auf die Wünsche und Probleme der Frauen eingehen. Wenn es vorkommt, dass ein Kredit nicht zurückbezahlt werden kann, dann werden wir zwar nach den Gründen fragen, aber es folgen keinerlei weitere Schritte. Der „Verlust" wird akzeptiert und die Schulden erlassen. Dann haben wir nicht mehr und nicht weniger erreicht als die vielen Hilfsorganisationen, die arme Familien unterstützt mit Nahrungsmitteln, Medizin, Kleidung oder Schulgebühren. Der Mikrokredit hat in diesem Fall dann nicht die gewünschte Wirkung erzielt, aber er hat auch nicht geschadet und es ist auch kein „rausgeworfenes Geld", weil es Familien zugutekommt, die sehr unter der Armut leiden und Unterstützung brauchen. Im Einzelfall entscheiden wir dann, ob es Sinn macht, weiterhin Kredite an die betroffene Gruppe zu vergeben. Mikrokredite sind kein Allheilmittel und je nach Situation ist vielleicht auch eine andere Art von Unterstützung angebracht.
Ein Beispiel ist die Frauengruppe in Nyamata, die anfangs mehrere Kredite erhalten und auch zurückbezahlt hat, dann aber die letzten beiden Kredite komplett nicht bezahlt haben. Sie haben das Geld für Medikamente und sonstige Notlagen ausgegeben. Wenn man sich das persönliche Schicksal der Frauen genauer anschaut, ist es nur verständlich, dass sie in die Versuchung geraten, das Geld für nötige Dinge auszugeben und die Rückzahlung des Kredites auf später zu verschieben. Beide Frauen sind schwerkrank, leider unter anderem an Aids, sind Witwen, haben mehrere Kinder (auch Adoptivkinder von Nachbarn), sind absolut mittellos und eine hat ein schwerkrankes Kind. Sie haben Hilfe dringend nötig! Aber es macht in dieser Situation keinen Sinn, weitere Mikrokredite an diese Gruppe zu vergeben, denn es ist absehbar, dass diese auch nicht zurückkommen. Denn die Tatsache, dass nicht einmal ein winziger Teil zurückbezahlt wurde, zeigt, dass die Frauen nicht den Plan und Wille hatten, ihre Schulden zu begleichen. Aber wir versuchen, einen Weg zu finden, diesen Frauen durch eine andere Art sinnvoller Unterstützung zu helfen.


Mikrokredite führen zu zunehmender Verschuldung und ein neuer Kredit löst den alten ab!

Auch dies ist für uns nicht zutreffend, da zum einen die Zinsen sehr niedrig sind und zu 100% an die Frauen zurückgehen (siehe oben) und zum andern haben wir es so geregelt, dass die Frauen den Kredit in monatlichen Raten zurückbezahlen und nicht den kompletten Betrag am Ende der Laufzeit. Wenn der Kredit dann vollständig zurückbezahlt ist, bekommen zuerst zwei andere Frauen der Gruppe einen Kredit. Somit stellen wir sicher, dass ein Kredit nicht den anderen ablöst und, dass die Frauen in der Lage sind, ihr Business auch ohne einen neuen Kredit aufrecht zu erhalten. Sie sollten die Zeit zwischen zwei Krediten nutzen, ihr Einkommen stabil zu halten und mit dem folgenden Kredit gezielt ihr Geschäft weiter auszubauen.


Die Kredite werden oft nicht für den gewünschten Zweck eingesetzt und können dann nicht zurückbezahlt werden!

Kwizera vergibt nur Kredite, wenn die Frauen bereits eine Geschäftsidee haben. Auf dem Formular, das von den Frauen unterschrieben wird, wird festgehalten, wofür das Geld eingesetzt wird. Durch regelmäßige Meetings mit den Studenten wird sichergestellt, dass das Geld für den vorgesehenen Zweck verwendet wird. In Einzelfällen (wie z.B. bei der Gruppe in Nyamata) kann es vorkommen, dass es anders läuft wie geplant, aber die sehr hohe Rückzahlquote beweist, dass es sich dabei wirklich um seltene Ausnahmen handelt.


Die Frauen, die Mikrokredite in Anspruch nehmen, stehen innerhalb der Gruppe und innerhalb der Gesellschaft (z.B. Nachbarschaft) unter hohem Druck!

Dies wäre vielleicht dann der Fall, wenn eine Frau aus irgendeinem Grund den Kredit nicht zurückbezahlen kann und deswegen alle weiteren Gruppenmitglieder keinen Kredit erhalten. Allerdings zeigt die sehr hohe Rückzahlquote, dass in den allermeisten Fällen dieses Problem nicht auftaucht, weil der Kredit zurückbezahlt wurde. In der einzigen Ausnahme, die wir bisher hatten (die Frauengruppe aus Nyamata), kam es zu keinem Problem diesbezüglich, weil die Frauen befreundet waren, Verständnis für ihre jeweilige Situation aufbrachten, vermutlich das Geld sogar untereinander geteilt haben und sich sowieso gegenseitig aushelfen. Ansonsten konnten wir feststellen, dass bei Problemen die Frauen sich untereinander helfen und so sicherstellen, dass der Kredit zurückbezahlt werden kann. Im bisherigen Verlauf unseres Projektes kam es nicht vor, dass Frauen wegen einem nicht bezahlten Kredit Probleme in der Gesellschaft bekommen haben.
Ein gewisser Druck ist allerdings auch notwendig, dass das System funktioniert. Da die Frauen aufgrund ihrer Armut keinerlei Garantien haben, stellt die Gruppenstruktur ersatzweise eine gewisse Garantie dar, dass die Kredite zurückbezahlt werden, weil die Frauen füreinander Verantwortung übernehmen. Kredite ohne das Gruppenprinzip zu vergeben, macht wenig Sinn (was Erfahrungen ähnlicher Projekte gezeigt haben), weil dann das Projekt nicht ernst genommen wird und der Kredit als „Geschenk" angesehen wird. Es gäbe dann ja keinerlei Konsequenzen. Durch den gewissen Druck erreicht man ja erst, dass das Projekt auch wirklich ernst genommen wird. Aber natürlich darf der Druck nicht überhand nehmen und falls Probleme auftauchen diesbezüglich, muss etwas dagegen getan werden.

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